Mit einer quantitativen Bevölkerungsbefragen zum Thema „Mobilität und Wasserstoff“ (h2well Markthochlauf/ FSU Jena) wurde die gesellschaftliche Akzeptanz von Wasserstoff und Wasserstoffmobilität untersucht. Die Datenerhebung erfolgte zwischen dem 01.03. und dem 15.04.2022 bundesweit telefonisch bei 1118 Befragten ab 18 Jahren. Für die Auswertung der Daten waren zum einen der Wissensstand und die Akzeptanzhaltungen von Wasserstofftechnologien forschungsleitend. Zum anderen verfolgte die Erhebung auch das Ziel, Einstellungen zum Klimaschutz und zu Mobilität, Mobilitätsverhalten und Veränderungsbereitschaft ins Verhältnis zu setzen. Dabei galt es zu sondieren, welche Rolle Wasserstoffmobilität einnehmen kann. Wesentliche Ergebnisse zur Akzeptanzhaltungen werden im Folgenden zusammengefasst. Die Ergebnisse zum Mobilitätsverhalten wurden in die Entwicklungsszenarien für den Verkehr integriert (siehe Kapitel 5).
Abbildung 1: Bekanntheit von Wasserstoff in Prozent (eigene Darstellung)
Eine wichtige Voraussetzung, um Akzeptanzhaltungen in der Bevölkerung zu Wasserstofftechnologien zu erfassen, sind die Bekanntheit und der Wissensstand zum Thema. Es zeigt sich, dass Wasserstoff in der Bevölkerung weitgehend bekannt ist (89%), während etwa die Hälfte (48%) von „grünem“ Wasserstoff gehört hat. Im Vergleich mit einer Vorgängerstudie zur Akzeptanz von Wasserstoff, dem H2-Chancendialog von 2020[1], wird deutlich, dass die Bekanntheit von grünem Wasserstoff in der Öffentlichkeit zwischen beiden Erhebungen zugenommen hat: Während in der Erhebung von 2020 21% der Befragten angaben bereits einmal von grünem Wasserstoff gehört zu haben, waren es 2022 bereits 48% der Befragten (siehe Abbildung 4).
(1) Bewertung verschiedener Energieträger zur Wasserstofferzeugung
In Abbildung 5 wird deutlich, dass in der Bevölkerung insbesondere „grüner“ Wasserstoff aus erneuerbaren Energien (Elektrolyse von Wasser) auf sehr breite Zustimmung stößt. 97% der Befragten befürworten die Herstellung von Wasserstoff mit erneuerbaren Energien voll und ganz oder eher, während Energieträger wie Kohle oder Atomkraft mehrheitlich abgelehnt werden. Ein gemischtes Bild zeigt sich bei der Erzeugung von Wasserstoff aus Erdgas (44% Zustimmung), dem bislang gängigen Verfahren zur Wasserstoffproduktion (Dampfreformierung), und einer anschließenden CO2-Abscheidung und -Speicherung, dem sogenannten Carbon-Capture and Storage (66% Zustimmung). Vermutlich werden erdgasbasierte Produktionsverfahren durch den Krieg in der Ukraine, die Abhängigkeit von Erdgaslieferungen und die hohen Erdgaspreise mittlerweile kritischer bewertet.
Abbildung 2: Bewertung verschiedener Energieträger zur Wasserstofferzeugung in Prozent
(2) Nutzungsmöglichkeiten von Wasserstoff
Neben der Wasserstofferzeugung wurde die Bewertung, lebensnaher Mobilitäts- und Haushaltsanwendungen für Wasserstoff erhoben. Für die Nutzung von Wasserstoff als Treibstoff für PKWs (84%), Züge (91%), Flugzeuge (87%) und zum Heizen in privaten Haushalten (79%) gibt es durchweg eine (sehr) hohe Zustimmung. Zwischen den Anwendungen gibt es kaum eine Differenzierung der Prioritäten zur Wasserstoffnutzung.
(3) lokale Errichtung von Produktionsanlagen für Wasserstoff
Abbildung 3: Befürwortung (3a) und Ablehnung (3b) für die Errichtung von H2-Produktionsanlagen in der eigenen Gemeinde
Auch die lokale Akzeptanz für Wasserstoff ist sehr hoch: 88% befürworten die Errichtung von Produktionsanlagen für Wasserstoff in ihrer Stadt oder Gemeinde sehr oder eher. Um die Assoziationen und Vorstellungen der Befragten bei Wasserstoff zu berücksichtigen, wurde ergänzend mit einer offenen Frage Gründung für die Befürwortung oder Ablehnung von Produktionsanlagen für Wasserstoff erhoben. Befürwortenden Befragten sind mehrheitlich Sicherheits-, Umwelt - und Nachhaltigkeitsaspekte sowie eine passende Standortwahl, vorzugsweise außerhalb von Wohngebieten, mit einer effizienten Flächennutzung vorhandener Räume (z. B. in Industriegebieten), wichtig (Abbildung 3a). Ablehnende Befragte, bezweifeln mehrheitlich, dass ihre Region als Standort für Produktionsanlagen für Wasserstoff geeignet ist. Einen wichtigen Stellenwert bei der Ablehnung nahm auch die Sorge um den Umwelteinfluss der Anlagen ein, da potenzielle Umweltschäden befürchtet werden (Abbildung 3b). [2]
[1] Häußermann, Johann Jakob (2020): Grüner Wasserstoff: Wie steht es um die Akzeptanz in Deutschland? 10.08.2020. https://blog.iao.fraunhofer.de/gruener-wasserstoff-wie-steht-es-um-die-akzeptanz-in-deutschland/
[2] Von den 928 Befürworter:innen gaben insgesamt 851 eine Antwort darauf, was ihnen bei der Errichtung der Produktionsanlagen wichtig wäre. Von den 113 Ablehnenden begründeten 103, was aus ihrer Sicht gegen die Produktionsanlagen von Wasserstoff in ihrer Gemeinde spricht. Die verschiedenen Antworten (Mehrfachnennungen) wurden unter acht Kategorien zusammengefasst (siehe Abbildung 6a und 6b).