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Abschlussbedingungen

Dezentrale Wasserstoffanwendungen im Mehrebenenmodell

Im Rahmen der Analyse "Gesellschaftspolitische Strukturen" (h2well-Markthub / FSU Jena) wurde der Fokus auf die Identifikation relevanter gesellschaftspolitischer Akteure gelegt, wie beispielsweise Vertreterinnen und Vertreter kommunaler Unternehmen, regionaler Netzwerke und Verbände. Ziel war die Analyse der Handlungsmotive und Strategien dieser Akteure sowie die Untersuchung ihrer Rolle bei der Umsetzung dezentraler Wasserstoffvorhaben. Darüber hinaus wurde die Relevanz von grünem Wasserstoff für die regionale Wirtschaft diskutiert. Zur Erreichung dieser Ziele wurden leitfadengestützte qualitative Interviews mit Schlüsselakteuren durchgeführt.

Im Zuge der vertieften Analyse der Interviews wurde ein Mehrebenenmodell entwickelt, welches in der Abbildung dargestellt ist und die zentralen Konfliktachsen des Markthochlaufs dezentraler Wasserstoffanwendungen veranschaulicht. Es demonstriert die konflikthafte Ausgestaltung wirtschaftlicher und politischer Rahmenbedingungen auf der internationalen über die supranationale bis zur regionalen Ebene. Zur Erleichterung des Verständnisses wurden die Konfliktachsen den Ebenen zugeordnet, auf denen sie am häufigsten diskutiert werden. Dabei stehen sich auf jeder Achse die am weitesten entfernten möglichen wirtschaftlichen und politischen Handlungsmöglichkeiten gegenüber, wie beispielsweise "klimaneutral" versus "CO2-intensiv" oder "erneuerbare Energien" versus "fossile Energien".

Dass das gegenwärtige kapitalistische Wirtschaftssystem ein zentrales Hemmnis für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in der h2well-Region darstellt, wurde bei der inhaltsanalytischen Auswertung der geführten Interviews  mehrfach deutlich. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Interview mit einem Vertreter eines der wichtigsten regionalen Netzwerke für den Markthochlauf von Wasserstofftechnologien in der Untersuchungsregion. Er betonte, dass die Unternehmen in der Region derzeit wenig Anreize sehen, auf grünen Wasserstoff umzusteigen, solange Erdgas und grauer Wasserstoff deutlich günstiger bleiben. Diese Einschätzung wurde durch weitere Aussagen konkretisiert, die zeigen, dass selbst große Unternehmen in der h2well-Region ihre Bereitschaft zum Einsatz von grünem Wasserstoff an dessen Preisentwicklung knüpfen:

„Ja, das ist das, was die Unternehmen mir so spiegeln. […] die setzen erst Wasserstoff ein, wenn der günstiger ist als das Erdgas. Ja, das sagen die so und meinen die sicherlich auch so. Und dann denke ich mir wieder okay, da ist ja noch ein ganz schöner Weg dahinter. Und da muss der [grüne] Wasserstoff so günstig werden und gleichzeitig das Erdgas so so teuer. Aber das passiert ja jetzt auch nicht die nächsten zwei, drei Jahre, dass da die Lücke geschlossen wird" (Interview 03_2024/ Pos. 84). 

Diese und weitere Aussagen aus den Interviews verdeutlichen die wirtschaftlichen Herausforderungen, die mit der Einführung von grünem Wasserstoff in der Region verbunden sind. Sie zeigen, dass die Preisgestaltung von Wasserstoff und die gleichzeitige Verteuerung fossiler Energieträger entscheidende Faktoren für die Akzeptanz und den Einsatz von grünem Wasserstoff in der Industrie sind. Darüber hinaus unterstreichen sie die Notwendigkeit, politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Einsatz von grünem Wasserstoff fördern. Dazu gehören beispielsweise Subventionen, steuerliche Anreize oder regulatorische Maßnahmen, die die Wettbewerbsfähigkeit von grünem Wasserstoff erhöhen können.

Zuletzt geändert: Freitag, 5. September 2025, 10:18